Liebe Kristina Weitkamp, lieber NDR, wie halten Sie es eigentlich mit der Wahrheit?
Faktencheck
Am 22. Januar veröffentlichte der NDR eine Video-Reportage über „Abtreibungsgegner“. Im Rahmen ihrer Recherche hat sich die Journalistin Kristina Weitkamp am 17.11.2018 als „Schwangere“ an uns gewandt. Unmittelbar vor der Veröffentlichung des Videos hat sie eine Presseanfrage an 1000plus gerichtet. Die Behauptung, 1000plus hätte nicht rechtzeitig vor der Fertigstellung des Videos auf die Presseanfrage reagiert, veranlasst uns zu einer Richtigstellung:
Am Freitag, den 18. Januar, erreicht uns um 12:10 Uhr erstmals eine offizielle Presseanfrage von Kristina Weitkamp:
Nachdem Kristina Weitkamp und ihre Kollegen mindestens zwei Monate recherchiert und an ihrer Reportage gearbeitet haben, räumen sie 1000plus eine Frist von anderthalb Werktagen ein, um zu ihren Ergebnissen Stellung zu nehmen.
Unsere Pressesprecherin, Caroline Stollmeier, antwortet 14 Minuten später:
Am Montagabend, um 17.09 Uhr meldet sich Kristina Weitkamp bezüglich der ausstehenden Antwort:
Die Pressesprecherin von 1000plus gibt sofort Bescheid, dass wir den von Kristina Weitkamp anvisierten Termin um 8 Uhr am nächsten Tag nicht ganz einhalten können:
Auch Kristina Weitkamp schreibt noch einmal an diesem Montagabend und räumt zwei Stunden mehr Bearbeitungszeit ein:
Zu unserer Überraschung schreibt Kristina Weitkamp zwar, dass Sie unsere Antworten „gerne mit abbilden würde“, aber auch dass der Film am nächsten Tag online geht. Am Dienstag, den 22. Januar, dem Tag also, an dem wir unsere Antworten ursprünglich bis 8 Uhr einreichen sollten.
Die ausführlichen Antworten zur Presseanfrage erreichen Kristina Weitkamp am Dienstag um 17.07 Uhr:
Nun stellt sich die Frage, wann das Video des NDR hochgeladen wurde? Eine Antwort auf diese Frage gibt ein Tool, das Amnesty International im Kampf gegen Fake-News entwickelt hat: Den sogenannten „Youtube DataViewer“.
Gibt man den Link des NDR-Videos ein, stellt sich heraus, dass das Video exakt um 17.45 Uhr MEZ (= 16.45 UTC), also über eine halbe Stunde nach der Veröffentlichung unserer Stellungnahme, freigeschaltet wurde.
Nun möge sich jeder Leser selbst sein Urteil über folgenden Kommentar bilden, der am 23. Januar seitens der Macher der Sendung unter das Video gepostet worden ist:
Hier finden Sie das STRG_F-Video
Auch inhaltlich sehen wir uns veranlasst, eine Richtigstellung zu den Fragen aus oben genannter Presseanfrage zu veröffentlichen. In Frage drei stört sich Kristina Weitkamp an dem mehrmaligen Nachfragen ihrer Beraterin. Im Verlauf der Beratung durch Pro Femina aber hatte sie sich dazu noch so geäußert: „[V]ielen lieben Dank für die Nachricht. Und dafür, dass Sie sich so viel Zeit nehmen und auf mich eingehen“:
Wir haben uns entschieden, die gesamte Korrespondenz mit der für den NDR tätigen Journalistin Kristina Weitkamp öffentlich zu dokumentieren. Es ist uns wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, sich ein eigenes Bild über die journalistische Arbeit von Kristina Weitkamp und ihren Kollegen zu machen. Die Reportage von Kristina Weitkamp dient unserer Ansicht nach nicht der journalistisch objektiven Vermittlung von Tatsachen.
Wir leben in komplizierten Zeiten. Mancher Journalist hält, wie wir wissen, die Wirkung seiner Arbeit für wichtiger als den Wahrheitsgehalt seiner Beiträge. Reportagen bestätigen immer öfter nur noch verstaubte Vorurteile ihrer Rezipienten – und gewinnen Journalistenpreise. In dieser Zeit möchten wir mit diesem Artikel für ein wenig mehr Wahrhaftigkeit plädieren.
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