Kristijan Aufiero stellt sich den Fragen einer erklärten Feministin
BuzzFeed-Fragen an 1000plus
1000plus redet mit jedem, der sich für unsere Beratung von Schwangeren in Not interessiert – auch dann, wenn der oder die Fragestellerin eine vollkommen konträre Meinung in Sachen Abtreibung hat. Jedoch möchten wir bei der Beantwortung des Fragenkatalogs, den uns Juliane Löffler, „Reporterin für LGBT* und Feminismus von BuzzFeed Deutschland”, am 13.11.2018 per E-Mail zugesandt hat, sichergehen, dass unsere Antworten vollständig wiedergegeben werden. Frau Löffler bezieht in Sachen Abtreibung immer wieder eindeutig Postion. Zum Beispiel indem sie sich vehement für die Abschaffung des Verbots von „Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft” (§219a StGB) einsetzt. Deshalb haben wir uns entschlossen, ihren Fragenkatalog und die Antworten von Kristijan Aufiero an dieser Stelle vollständig und unverfälscht zu veröffentlichen.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Sie geben an, dass Pro Femina 1.500 Frauen monatlich berät: Wie setzt sich sich diese Zahl zusammen? (E-Mail-Kontakte, Anrufe, Beratungsgespräche)
Kristijan Aufiero/1000plus: Die Zahl der Frauen, die sich an Pro Femina wenden, steigt Jahr für Jahr stark an. In den vergangenen sechs Monaten (Mai bis Oktober 2018) wurden exakt 8.704 Frauen beraten, also durchschnittlich 1.451 im Monat. Bei Pro Femina entscheidet jede einzelne Frau selbst über die Art der Kontaktaufnahme und die Beratungsform, die ihr geeignet erscheint und zu ihren Kommunikationspräferenzen passt. Im Schnitt wählen etwa 85 bis 90 Prozent der Frauen die schriftliche Kommunikation (E-Mail, WhatsApp), zwischen 10 bis 15 Prozent wünschen sich eine telefonische Beratung und etwa 1 Prozent möchte eine persönliche Face-to-Face-Beratung in Anspruch nehmen.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie viele Frauen erreichen Sie über ihre Onlinepräsenz mit 1000plus monatlich?
Kristijan Aufiero/1000plus: Unsere Internetseite 1000plus.net richtet sich an die Unterstützer unseres Projekts und an alle, die sich für die Kultur des Lebens interessieren oder einen Beitrag dazu leisten möchten. Für Frauen im Schwangerschaftskonflikt betreiben wir die Internetseite profemina.org. Dort finden Schwangere oder Frauen, die befürchten schwanger zu sein, ein umfangreiches Informationsangebot, vielfältige Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und das Angebot einer individuellen, umfassenden und kostenlosen Beratung. Laut Google wurde profemina.org vom 1. Januar bis 31. Oktober 2018 exakt 701.480 mal besucht (im Fachjargon: „Visits“). Wiederum laut Google stammen 73,29% dieser Besuche von Frauen. Wir erreichen derzeit also mit profemina.org über 51.400 Frauen im Monat.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie wichtig ist für Sie die Onlinepräsenz und welche Maßnahmen ergreift Pro Femina e.V. für eine möglichst starke Präsenz im Internet? (Wie viel Geld investieren Sie in Werbemittel und wie viel für Webseitenoptimierung?)
Kristijan Aufiero/1000plus: Unsere Online-Präsenz ist für Pro Femina e.V. so wichtig wie für jede andere Organisation, für jedes Unternehmen und jedes Dienstleistungsangebot im 21. Jahrhundert: von größter Bedeutung. Um die Qualität unseres Internetauftritts, das Informations- und Beratungsangebot, die Auffindbar- und Erreichbarkeit permanent zu optimieren und zu verbessern, ergreifen wir alle notwendigen Maßnahmen. Dazu gehören in erster Linie Zeit und das dafür nötige Personal. Einen exakten Betrag dafür zu beziffern, wie viel genau für diese Teilaufgabe investiert wird, ist nicht möglich. Die damit betrauten Mitarbeiter erfüllen sehr vielfältige und unterschiedliche Aufgaben – ohne über jede einzelne Arbeitsstunde Buch zu führen.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie viele Spendengelder erhält Pro Femina e.V. jährlich (wenn möglich Summen seit 2012 aufschlüsseln)?
Kristijan Aufiero/1000plus: Im Jahr 2012 wurden 1.347 Frauen von Pro Femina e.V. beraten. Im vergangenen Jahr 2017 waren es 8.414 und im laufenden Jahr 2018 haben wir bis heute (16.11.2018) über 14.200 Frauen beraten. Während sich die Zahl der beratenen Frauen in diesem Zeitraum also verzehnfacht hat, stieg das uns anvertraute Spendenvolumen von 828.335 Euro im Jahr 2012 auf 3.429.054 Euro im Jahr 2017. Setzt man die Entwicklung von Beratungszahlen und Spendeneinnahmen ins Verhältnis zueinander, wird deutlich: Pro Femina gelingt es immer besser, die anvertrauten Spenden effizienter zu nutzen, sie also – gemessen an jedem Spenden-Euro – in immer mehr Information, Beratung und Hilfe für Schwangere in Not umzuwandeln. Eine aktuelle und detaillierte Aufschlüsselung zur Zweckmittelverwendung bei Pro Femina e.V. finden Sie im aktuellen Jahresbericht im Download-Bereich unserer Homepage oder HIER.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Erhält Pro Femina öffentliche Fördergelder und wenn ja, von wem und wie viel?
Kristijan Aufiero/1000plus: Pro Femina erhält keinen Cent an öffentlichen Fördergeldern. Die von Pro Femina geleistete Information, Beratung und Hilfe wird getragen und finanziert von über 38.000 Menschen, die unsere Arbeit auf unterschiedliche Weise seit dem Projektstart am 1. Oktober 2009 unterstützt haben.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bei Pro Femina e.V.? (München und Heidelberg)
Kristijan Aufiero/1000plus: Stand 15. November 2018 sind 64 Personen in Teil- und Vollzeit sowie drei Aushilfen für Pro Femina tätig. Vier Mitarbeiterinnen befinden sich derzeit in Elternzeit. 2.806 Personen haben unseren monatlichen Gebetsbrief abonniert und unterstützen unsere Beratung durch ihr Gebet. 746 Menschen sind in unserer sogenannten Helferkartei und engagieren sich im Bedarfsfall ehrenamtlich, konkret und unmittelbar im Rahmen direkter und persönlicher Hilfe für Schwangere, Mütter und Familien in ihrer Umgebung, wenn dies erforderlich ist.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bei Die BIRKE e.V.?
Kristijan Aufiero/1000plus: Die BIRKE e.V. beschäftigt derzeit (16.11.2018) vier Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie viele Beraterinnen und Berater von Pro Femina e.V. bieten Schwangerschaftskonkfliktberatung an? (Bitte München und Heidelberg sowie Die BIRKE e.V. einzeln auflisten)
Kristijan Aufiero/1000plus: 37 Mitarbeiterinnen sind in der unmittelbaren Beratung für Frauen im Schwangerschaftskonflikt tätig – von München (11), Heidelberg (7) und von Home-Office-Arbeitsplätzen in ganz Deutschland (19) aus. Die anderen 27 Mitarbeiter tun Tag für Tag ihr Bestes, um diese Beratung zu ermöglichen: Sie kümmern sich um die Internetpräsenz von Pro Femina, suchen Antworten auf die Frage, wie wir noch mehr Schwangere erreichen und besser beraten können, betreuen und informieren unsere Unterstützer über den Fortgang unserer Arbeit oder sorgen schlicht dafür, dass unsere technischen Geräte funktionieren, dass unsere Rechnungen bezahlt werden, unsere Buchhaltung stimmt und Spendenquittungen erstellt und an unsere Unterstützer versandt werden.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie werden diese Beraterinnen und Berater für die Schwangerschaftskonfliktberatung aus- und fortgebildet?
Kristijan Aufiero/1000plus: Unsere Beraterinnen bringen zunächst eine einschlägige Hochschulausbildung beispielsweise der Sozialen Arbeit, der Pädagogik, der Psychologie oder der Medizin mit. Ganz konkrete Beispiele dazu finden Sie in unserem aktuellen Jahresbericht beziehungsweise HIER. Im Rahmen einer gründlichen Einarbeitung in die Thematik und die Erfordernisse der Schwangerschaftskonfliktberatung werden unsere neuen Mitarbeiter mit dem Beratungskonzept von Pro Femina vertraut gemacht. Zwei bis drei Mal im Jahr bieten wir umfassende Fortbildungen in unserem Hause an, zu denen wir hochqualifizierte, externe Referenten einladen. Gleichzeitig fördern und finanzieren wir in größerem Umfang Aus- und Fortbildungen für unsere Beraterinnen an externen Einrichtungen und Instituten für Logotherapie und/oder Systemische Beratung/Therapie.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Orientiert sich die Schwangerschaftskonfliktberatung an staatlichen oder nicht-staatlichen Beratungsleitfäden beziehungsweise -standards und wenn ja, an welchen?
Kristijan Aufiero/1000plus: Staatliche Beratungsleitfäden sind mir nicht bekannt. Dass wir uns an Recht und Gesetz der Bundesrepublik Deutschland halten, ist selbstverständlich. Die Arbeit von Pro Femina orientiert sich an einem Beratungskonzept, das auf jahrelanger Erfahrung aus der Beratung von über 35.000 Frauen aufgebaut ist und permanent fortentwickelt und fortgeschrieben wird. Das Pro-Femina-Beratungskonzept beschreibt sowohl die anthropologischen Grundüberzeugungen (etwa den unbedingten Wert des Menschen und die Unantastbarkeit seiner Würde, Freiheit und Verantwortung des Menschen, die existenzielle Bedeutung der Sinnfrage etc.) als auch das therapeutische und methodische Handwerkszeug aus Logotherapie und systemischer Familien- und Paartherapie, die unserer Arbeit zugrunde liegen und den beratenen Frauen zugute kommen sollen.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Gibt es einen Leitfaden zur Schwangerschaftskonfiktberatung von Pro Femina e.V I Projekt 1000plus, den Sie mir zukommen lassen könnten?
Kristijan Aufiero/1000plus: Unser Beratungskonzept steht auf unserer Homepage zur Verfügung.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Haben Sie in der Vergangenheit versucht, Pro Femina e.V. als staatliche Beratungsstelle anerkennen zu lassen oder planen Sie dies in der Zukunft? Wenn ja, warum und von wem wurde dies abgelehnt? Wenn nein, warum nicht?
Kristijan Aufiero/1000plus: Nein, ich habe nie versucht, Pro Femina e.V. als staatliche Beratungsstelle anerkennen zu lassen und wir planen dies auch nicht für die Zukunft. Die Rückmeldungen von abertausenden beratenen Frauen machen deutlich, dass es Pro Femina in der derzeitigen Struktur und unter den aktuellen Rahmenbedingungen – aus Sicht der Beratenen – in hervorragender Weise gelingt, exzellente Informationen, qualifizierte Beratung und wirksame Hilfe zur Verfügung zu stellen. Warum sollten wir daran etwas ändern? Sogenannte Beratungsscheine auszustellen ist aus unserer Sicht eine mittelbare Beteiligung an einer Abtreibung und kommt daher aus Gewissensgründen für uns nicht infrage. Wir setzen den Auftrag unserer Spender in der Weise um, dass wir alles Erdenkliche dafür tun, um Schwangeren in Not eine Alternative zu einer Abtreibung zu bieten und Entscheidungen für das Leben zu ermöglichen, also: wirkliche Entscheidungsfreiheit für Frauen im Schwangerschaftskonflikt herzustellen.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Sie sagten in einem unserer Gespräche, Sie planen eine neue Beratungsstelle in Berlin. Können Sie mir in einigen Sätzen erläutern, was dafür geplant ist?
Kristijan Aufiero/1000plus: Für eine Beratungsstelle in Berlin brauchen wir passende Räume und qualifiziertes Personal. Wir haben in diesen Tagen begonnen, nach beidem zu suchen.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Wie unterscheiden Sie sich von dem Beratungsangebot der Schwangerschaftskonfliktberatung von Pro Familia?
Kristijan Aufiero/1000plus: Ein wesentliches und augenfälliges Unterscheidungsmerkmal ist es, dass wir im Vergleich zu Pro Familia nicht Teil des staatliches Beratungssystems sind. Darüber hinaus betreibt Pro Familia nach eigenen Angaben medizinische Zentren, in denen Abtreibungen durchgeführt werden. Das tut Pro Femina nicht. Über die Qualität anderer Beratungsorganisationen äußere ich mich grundsätzlich nicht. Der Grund dafür ist, dass wir es immer wieder erlebt haben, dass andere über die Qualität unserer Beratung urteilen, ohne eine Ahnung davon zu haben, was wir tun.
Juliane Löffler/Buzzfeed: Mit welchen internationalen Kooperationspartnern / Unterstützerinnen und Unterstützern arbeitet Pro Femina e.V. zusammen?
Kristijan Aufiero/1000plus: Pro Femina ist nicht Mitglied im Bundesverband Lebensrecht (BVL) und auch in sonst keinem nationalen oder internationalen Dachverband. Der Erfolg unseres Projekts hat allerdings für internationale Aufmerksamkeit gesorgt, sodass uns immer wieder Anfragen ausländischer Organisationen erreichen, die unsere Unterstützung suchen und Projekte nach dem Vorbild von 1000plus ins Leben rufen wollen. Diese Anfragen beantworten wir dann mit Coaching und Weitergabe unseres Know-hows, ohne uns institutionell mit anderen Organisationen zu verbinden. Auf diese Weise haben wir schon Organisationen aus Slowenien, Serbien, Kroatien, Rumänien, Ukraine, Polen, Italien und Taiwan unterstützt. Ein Beispiel für eine solch konkrete Unterstützung kann hier eingesehen werden:
Liebe Frau Löffler!
Ihr Interesse am Thema Abtreibung ist groß. Dies belegt eine ganze Reihe von Artikeln, die Sie dazu geschrieben haben. Ganz offensichtlich vertreten Sie eine andere Auffassung in dieser Frage als wir bei 1000plus.
Angesichts der Tatsache, dass Sie Reporterin für Feminismus sind, war ich verwundert darüber, dass sich keine einzige Ihrer Fragen auf die Frauen bezog, die sich tagtäglich an uns wenden. Sie fragen nicht nach Konfliktursachen, nach den Lebensumständen oder den von diesen Frauen artikulierten Anliegen.
Ihr Interesse ist fokussiert auf Zahlen, Daten und Fakten. Ich hätte Ihnen gerne von den Frauen berichtet, die sich jeden Tag hilfesuchend an Pro Femina wenden und davon, was diese Schwangeren sich von uns erwarten und wünschen.
Deshalb möchte ich Sie gerne einladen, selbst nachzulesen, nachzuhören und -zusehen, wie Frauen im Schwangerschaftskonflikt ihre Situation, ihre Wünsche und die Hilfe beschreiben, die sie suchen und immer öfter bei Pro Femina finden. Hier finden Sie persönliche Schilderungen von Frauen im Schwangerschaftskonflikt, hier geht es zu einer kleinen Auswahl von Dankschreiben an Pro Femina und unsere Spender, und hier finden sie zwei ausführliche Videoberichte von Frauen, die von Pro Femina Beratung und Hilfe erhalten haben. Zu guter Letzt würde ich Ihnen auch meinerseits gerne drei Fragen stellen, um Sie und um Ihre Position besser zu verstehen. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese beantworten würden und werde Ihre Antworten gerne an dieser Stelle veröffentlichen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Kristijan Aufiero
Meine drei Fragen:
Wir wissen, dass die menschliche Entwicklung mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle beginnt und in der Regel neun Monate nach diesem Zeitpunkt ein Kind zur Welt kommt. Wann beginnt für Sie menschliches Leben?
Welche praktischen Erwartungen haben Sie an ein Beratungsangebot, das auf dem Fundament des Art. 1 GG steht und im Einklang mit §219 StGB berät und hilft („Die Beratung dient dem Schutz des ungeborenen Lebens. Sie hat sich von dem Bemühen leiten zu lassen, die Frau zur Fortsetzung der Schwangerschaft zu ermutigen und ihr Perspektiven für ein Leben mit dem Kind zu eröffnen.“)?
Die mit großem Abstand häufigste Konfliktursache, die von den Frauen benannt wird, die sich an uns wenden, lautet: „Er will das Kind nicht!“ Wie würden Sie das Selbstbestimmungsrecht und die Entscheidungsfreiheit dieser Frauen sicherstellen beziehungsweise was erwarten Sie von einer Schwangerschaftskonfliktberatung in einer solchen Beratungssituation?
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