PARIS. Als erster Staat der Europäischen Union wird Frankreich ab nächster Woche dem „Recht“ auf Abtreibung Verfassungsrang einräumen. Am 8. März, dem Weltfrauentag, der auf die Initiative von sozialistischen Organisationen zurückgeht, will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Verfassungsänderung verkünden. Der Senat hatte am gestrigen Mittwoch mit einer Mehrheit von 267 zu 50 Stimmen einem entsprechenden Gesetz zugestimmt. Am 4. März sollen beide Kammern des Parlaments in einem letzten Schritt gemeinsam über die Verfassungsänderung abstimmen. Es wird erwartet, dass die erforderliche Mehrheit von 60 Prozent leicht erreicht wird.

Wie die Tagespost berichtete reagierten die französischen Bischöfe auf das Abstimmungsergebnis im Senat „mit Trauer“. In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme der Bischofskonferenz heißt es, Abtreibung sei „ein Angriff auf das Leben an seinem Beginn“ und könne nicht nur unter dem Blickwinkel der Frauenrechte betrachtet werden. Außerdem bedauerten die Bischöfe, dass in der gesamten Debatte die Frage unsichtbar geblieben sei, welche Hilfen für diejenigen Frauen zur Verfügung gestellt werden könnten, die ihr Kind behalten möchten.

Im Vorfeld der Entscheidung hatten sich mehrere Bischöfe in die Debatte eingebracht. „Wo ist das ‘Wir müssen Leben retten’ geblieben, das während der Covid-Krise der ständige Refrain war?“ fragte der Koadjutorbischof von Fréjus-Toulon, François Touvet auf X, dem früheren Twitter. Auf derselben Plattform kommentierte der ehemalige Pariser Erzbischof Aupetit, der selbst jahrelang als Arzt praktizierte: „Das Gesetz setzt sich gegen das Gewissen durch und zwingt zur Tötung. Frankreich hat den Tiefpunkt erreicht. Es ist zu einem totalitären Staat geworden.“