Technologisierung des Todes: Giuseppe Gracia warnt vor Entmenschlichung
Sarco-Suizidkapsel
Der Schweizer Schriftsteller und Kommunikationsberater Giuseppe Gracia äußert sich besorgt über die zunehmende Akzeptanz des assistierten Suizids und die fortschreitende Technologisierung des Sterbens in der modernen Gesellschaft.
Im Gespräch mit CNA Deutsch hebt Gracia die Gefahr hervor, dass der Tod zunehmend entmenschlicht wird, insbesondere durch Entwicklungen wie die Sarco-Suizidkapsel (1000plus-News berichtete). Diese technologischen Fortschritte, so Gracia, spiegeln eine Gesellschaft wider, die den Tod als eine technische Angelegenheit betrachtet, anstatt als ein zutiefst menschliches und zwischenmenschliches Ereignis.
Gracia erklärt, dass die liberale Sichtweise, die das Recht auf Selbsttötung betont, eine eng geführte Debatte darstellt.
„Aus liberaler Sicht gibt es keine Pflicht zu leben. Ich darf leben, muss aber nicht. Also darf ich mich auch umbringen“, sagte er. Doch anstatt sich auf die Frage zu konzentrieren, ob man das Recht auf Suizid hat, plädiert Gracia dafür, den Fokus auf die Ursachen zu legen, die Menschen dazu bringen, ihr Leben beenden zu wollen. Hierzu zählt er Ängste vor Schmerzen, Einsamkeit und ungelöste Konflikte im sozialen Umfeld.
Gracia betont die Bedeutung der menschlichen Beziehungen im Sterbeprozess und fordert eine Gesellschaft, die den Sterbenden in ihren letzten Tagen und Stunden beisteht.
„Der Sterbeprozess wird von Beziehungen beeinflusst. Oft müssen Konflikte gelöst werden, bevor der Sterbende loslassen kann“, so Gracia. Er plädiert dafür, die Erfahrungen aus Hospizen und Palliativ-Care-Teams stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, um dem Trend zur Akzeptanz des assistierten Suizids entgegenzuwirken.
Ein besonderes Anliegen ist ihm, dass die Technologisierung des Sterbens, wie sie durch die Sarco-Suizidkapsel symbolisiert wird, die Würde des Menschen in Frage stellt.
Gracia warnt vor den langfristigen Folgen dieser Entmenschlichung: „In einer solchen Stimmung ist es verständlich, wenn Alte und Kranke sich wie eine defekte Daseinsmaschine fühlen, die man lieber abstellt.“ Er kritisiert eine Gesellschaft, die den assistierten Suizid als „willkommene Entlastung“ betrachtet, und fordert eine Rückbesinnung auf zwischenmenschliche Werte und Fürsorge.
Gracia spricht auch den finanziellen Aspekt der Sterbehilfe an und warnt davor, dass wirtschaftlicher Druck dazu führen könnte, dass Suizid als kostengünstigere Option betrachtet wird.
„Es ist für den Staat oder die betroffenen Versicherungen eine große Verlockung, die letzten Jahre ‚günstiger’ zu machen, durch die allgemeine Akzeptanz des Suizids im Namen der Selbstbestimmung“, erläuterte er.
Abschließend fordert Gracia, dass die katholische Kirche eine aktive Rolle in dieser Debatte übernimmt. Sie sollte nicht nur die Engführung auf das Thema „Selbstbestimmung“ überwinden, sondern auch die Angst vor Schmerzen und die zunehmende Einsamkeit thematisieren.
„Eine Kultur des Lebens kann es nicht geben ohne Dienst am Leben, ohne höchste Wertschätzung der personalen Begegnung und Beziehung“, betonte Gracia. Es sei notwendig, eine Gesellschaft zu fördern, in der das Menschsein mehr wert ist als eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung.
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