Albtraum wird wahr: Organentnahme bei lebendigem Leib

Nach Hirntoddiagnose

31.10.2024

Operation
Operation (Symbolbild) Copyright by IMAGO / photothek

Ein ungewöhnlicher Vorfall in Kentucky sorgt für Diskussionen über die Zuverlässigkeit der Hirntoddiagnose. Der 37-jährige Anthony Thomas Hoover, der nach einer Drogenüberdosis ins Krankenhaus eingeliefert wurde, zeigte während einer Operation zur Organentnahme plötzlich Lebenszeichen, wie die katholische Nachrichtenagentur CNA Deutsch berichtet. 

Nach Angaben seiner Familie hatten die Ärzte zuvor erklärt, Hoover sei hirntot und reagiere nicht mehr auf Reize. Auf dieser Grundlage hatte seine Familie entschieden, lebenserhaltende Maßnahmen einzustellen und Hoovers Wunsch zur Organspende zu erfüllen.

Während die Familie Abschied nahm, bemerkte seine Schwester Donna Rhorer jedoch, dass Hoover die Augen öffnete und ihnen zu folgen schien. Ärzte versicherten der Familie, es handle sich dabei nur um Reflexe, die im Hirntod keine Bedeutung hätten. 

„Wer sind wir, das medizinische System in Frage zu stellen?“, so Rhorer. Doch etwa eine Stunde nach Beginn der Organentnahme kehrte das Bewusstsein bei Hoover zurück, und ein Arzt informierte die Familie über die ungewöhnliche Wendung mit den Worten: „Er ist noch nicht so weit.“

Hoover lebt seither mit schweren Einschränkungen und wird von seiner Schwester betreut. Der Fall ist einer von vielen, die die Zuverlässigkeit der Hirntoddiagnose infrage stellen. Gerade bei seltenen Zuständen wie dem Locked-In-Syndrom wurden Patienten irrtümlich für hirntot erklärt, obwohl sie bei Bewusstsein waren.

Philosoph Josef Seifert, der sich bereits intensiv mit dem Hirntodkonzept auseinandergesetzt hat, betrachtet die gängige Definition als „ungeheure Verfehlung“ gegen den hippokratischen Eid (1000plus News berichtete).

Seifert zufolge basiert die Einführung des Hirntodkonzepts nicht auf medizinischen Erkenntnissen, sondern auf pragmatischen Erwägungen, die 1968 von einem Bericht der Harvard Medical School vorgeschlagen wurden. Damit wurde neben Herz- und Atemstillstand der irreversible Ausfall der Hirnfunktionen als Todeskriterium festgelegt. Seifert kritisiert diesen Ansatz, da er primär die Organentnahme erleichtere: „Niemand ist deshalb tot, weil ich sein Herz brauche.“ Der Philosoph betonte außerdem, dass das menschliche Leben und die Seele nicht auf die Gehirnfunktion beschränkt werden dürften.

Der Fall von Anthony Thomas Hoover verdeutlicht aus Sicht der Kultur des Lebens, wie wichtig der Schutz der menschlichen Würde ist. 1000plus setzt sich für das Recht auf Leben ein und betont, dass das menschliche Leben niemals auf biologische Funktionen wie Gehirnaktivität reduziert werden darf.

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