Jérôme Lejeune: Vater der modernen Genetik

Kämpfer für das Leben

26.11.2024

Jérôme Lejeune, Vater der modernen Genetik
Copyright by © Screenshot aus „Venerable Jérôme Lejeune, To the least of These my Brothers and Sisters“

Der französische Kinderarzt und Genetiker entdeckte 1958 die Ursache des Down-Syndroms und prägte den Begriff der Trisomie 21. Als Katholik und hingebungsvoller Arzt kämpfte er für den Schutz und die Würde des menschlichen Lebens, das mit der Befruchtung beginnt und keine Ausnahme bei Menschen mit Behinderung macht. Er wandte sich entschieden gegen die damals bereits auftretende selektive Abtreibungspraxis und die Legalisierung von Abtreibung im Allgemeinen. Sein Leben richtete er vollständig nach dem Motto aus: ‚Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.‘ (Mt 25,40).

Jérôme Lejeune reicht einem seiner Schützlinge freudig die Hand. Copyright by © Screenshot aus Le Vénérable Jérôme Lejeune

  • 13. Juni 1926Geburt in Montrouge, Frankreich.
  • 1952 – Beginn der Arbeit unter Prof. Raymond Turpin am Hôpital Trousseau.
  • 1953–1958 – Intensive Forschung zu den möglichen Ursachen des Down-Syndroms im Labor von Prof. Raymond Turpin.
  • 22. Mai 1958Erstmaliger Nachweis von 47 statt 46 Chromosomen bei einem Kind mit Down-Syndrom.
  • Januar 1959 Veröffentlichung der Forschungsergebnisse: „Untersuchung der somatischen Chromosomen von neun mongolischen Kindern“. Damit wurde erstmals ein Zusammenhang zwischen geistiger Behinderung und einer chromosomalen Anomalie festgestellt.
  • 1962 – Auszeichnung mit dem renommierten Joseph P. Kennedy Jr. Foundation International Award.
  • 1964 – Ernennung zum ersten Lehrstuhlinhaber für Grundlagen der Genetik an der Medizinischen Fakultät von Paris.
  • 1969 – Verleihung des William Allen Award, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der American Society of Human Genetics, für seine Arbeiten zu chromosomalen Pathologien.
  • 1974 – Ernennung zum Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
  • 1981 – Wahl in die Akademie der Moralischen und Politischen Wissenschaften des Institut de France.
  • 1983 – Aufnahme in die Académie Nationale de Médecine. Jérôme Lejeune war Ehrendoktor, Mitglied und Preisträger zahlreicher weiterer ausländischer Akademien, Universitäten und wissenschaftlicher Gesellschaften.
  • 1993 – Verleihung des Griffuel-Preises für seine wegweisende Arbeit zu chromosomalen Anomalien bei Krebs.
  • 1994 – Ernennung zum Gründungspräsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben durch Papst Johannes Paul II.
  • 3. April 1994 – Nach einer relativ kurzen Krankheit verstarb Jérôme Lejeune an Lungenkrebs.
  • 2007 – Einleitung des Seligsprechungsprozesses durch die römisch-katholische Kirche für sein heldenhaftes Zeugnis.
  • 2021– Anerkennung von Lejeunes „heroischem Tugendgrad“ durch Papst Franziskus, ein wesentlicher Schritt im Zuge seines Seligsprechungsverfahrens.

Recht schnell erkannte Lejeune, dass seine Entdeckung nicht in der Weise genutzt werden würde, wie er es sich vorgestellt hatte. Für ihn war die Identifizierung der genetischen Ursache der Trisomie 21 ein Durchbruch – ein Durchbruch für Kinder, Erwachsene und alle Menschen, die von der Trisomie 21 betroffen sind. Für Lejeune bedeutete dies den Beginn einer Forschung, die das Ziel hatte, das Leben dieser Menschen zu verbessern – ja, vielleicht sogar eines Tages die Mittel zu finden, um diese Krankheit zu heilen.

Stattdessen musste er feststellen, dass viele einflussreiche Personen nicht dieselben Absichten wie er verfolgten. Sie sahen seine Entdeckung nicht als Chance für Menschen mit Trisomie 21, sondern als Möglichkeit, diese Menschen bereits im Mutterleib zu selektieren. Lejeunes bahnbrechende Arbeit sollte missbraucht werden – gegen ihn als Forscher und vor allem gegen die Menschen, für die er sich eingesetzt hatte.

 

„Die Qualität einer Zivilisation misst sich an dem Respekt, den sie ihren schwächsten Mitgliedern entgegenbringt.“

 

Nach dieser Erkenntnis begann sein langer Kampf für das Leben – das Leben, auf das jeder Mensch ein Anrecht hat, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Ohne Ausnahme, unabhängig davon, ob ein Mensch 46 oder 47 Chromosomen besitzt oder von einer anderen chromosomalen Anomalie betroffen ist. Es handelt sich um einen Menschen, der sich individuell entwickeln, glücklich leben und lieben kann.

Lejeune kämpfte auf seine ihm eigene Weise: Er nutzte seinen wissenschaftlichen Ruhm und Erfolg, um öffentliche Aufklärungsarbeit zu leisten. Er trat im Fernsehen auf, nahm an öffentlichen Diskussionen teil, hielt Reden und erklärte offen und ehrlich, warum er als Mensch und besonders als vereidigter Arzt Abtreibung nicht unterstützen konnte.

In einem Interview, das im Fernsehen übertragen wurde, erklärte er klar und deutlich:

 

„Ich stehe als Arzt auf der Seite des Lebens und nicht auf der Seite des Todes.“

 

Doch es kam, wie es kommen musste: Aufgrund seiner klaren Position zum Thema Abtreibung sank Lejeune immer mehr in der öffentlichen Meinung, die doch so sehr für das „Recht auf Abtreibung“ kämpfte und seine Stimme des Gewissens nicht lauter werden lassen wollte. 

Einladungen wurden rarer, die Anfeindungen umso häufiger und klarer. 

In den letzten Jahren verband Jérôme Lejeune eine enge Freundschaft mit Papst Johannes Paul II. Als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche unterstützte dieser Lejeune in seiner Arbeit und seinem Wirken bis zu dessen Lebensende.

Vor seinem Tod äußerte Jérôme Lejeune betrübt, im Bewusstsein, mehr für jene tun zu wollen, die er liebte und denen er diente:

 

„Ich habe das Gefühl, dass ich sie im Stich lasse.“

 

Die Fondation Jérôme Lejeune

Forschen. Pflegen. Schützen.

 

Mit diesen drei Grundprinzipien setzt sich die Stiftung Jérôme Lejeune, die seit 1996 als gemeinnützig anerkannt ist, im Sinne des Wirkens von Professor Jérôme Lejeune, für Menschen mit genetisch bedingten geistigen Behinderungen ein (wie Trisomie 21, Williams-Beuren-Syndrom, Fragiles-X-Syndrom, Katzenschrei-Syndrom, Smith-Magenis-Syndrom, Rett-Syndrom, Angelman-Syndrom und unerklärte geistige Entwicklungsverzögerungen). 

 

Die Stiftung verfolgt drei zentrale Missionen:

  1. Medizinische Forschung zu genetisch bedingten Erkrankungen der Intelligenz
  2. Betreuung und Behandlung von Patienten, insbesondere von Menschen mit Trisomie 21 oder anderen genetischen Anomalien
  3. Verteidigung des Lebens und der Würde dieser Menschen, die von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod respektiert werden müssen.

 

Allein in Paris betreibt die Stiftung derzeit eine Ambulanz mit 12.000 Patienten, der größten Klinik Europas für diese Patientengruppe.

Ihr Ziel ist es, in unserer Gesellschaft einen Platz für diese wertvollen Menschen zu schaffen, sie zu stärken, sie professionell zu betreuen und ihnen sowie uns zu zeigen, dass ihr Leben lebenswert ist.

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