Taiwan hat ein riesiges Demografieproblem
Auf eine Geburt kommen zwei Abtreibungen
TAIPEH. Die taiwanesische Hilfsorganisation für Schwangere in Not – Pro Femina Taiwan – hat der Regierung in Taipeh vorgeworfen, die hohe Zahl an Abtreibungen nicht zu berücksichtigen. „In den Maßnahmen unserer Regierung zur Ankurbelung der sinkenden Geburtenrate wird das Thema Abtreibung nicht angesprochen“, sagte der Vorsitzende Charles Lin dem Onlinemagazin Corrigenda.
Seit Jahren verzeichnet Taiwan eine zusammengefasste Geburtenziffer von unter 1,2 je Frau. Einige Berechnungen deuten sogar darauf hin, dass im Jahr 2022 ein Wert von unter 0,9 erreicht wurde. Im World Factbook der US-Regierung für das Jahr 2023 belegt Taiwan den letzten Platz mit einer zusammengefassten Geburtenziffer von 1,09.
Die zusammengefasste Geburtenziffer zeigt an, wie viele Kinder eine Frau durchschnittlich gebärt, basierend auf aktuellen Geburtenraten. Ein Wert von 2,1 ist nötig, um eine Bevölkerung stabil zu halten. Werte unter 2,1 signalisieren eine schrumpfende Bevölkerung – wie besonders extrem in Taiwan: „Auf eine Lebendgeburt kommen zwei Abtreibungen. Die offiziellen Abtreibungszahlen liegen bei über 200.000 pro Jahr, einige Medizinexperten sprechen von 300.000 bis 500.000“, betont Lin. Bei der am vergangenen Wochenende abgehaltenen Präsidentschaftswahl hatte sich Lai Ching-te durchgesetzt, der Kandidat der aktuell regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP).
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