Das Hungertuch: Eine verpasste Gelegenheit für den Lebensschutz während der Fastenzeit
Große Fragen, unzureichende Antworten
Wie im Vorjahr hängt auch in dieser Fastenzeit das sogenannte Hungertuch des Entwicklungshilfswerks Misereor in vielen Kirchen aus. Diese Leinwand soll, laut dem Flyer der Aktion, den Gläubigen eine visuelle Grundlage zur Meditation bieten – um über tiefgreifende Fragen unserer Zeit nachzudenken:
Was ist uns noch heilig?
Was ist unverfügbar?
Was tasten wir nicht an?
Was ist uns das Leben wert?
Diese Fragen berühren grundlegende menschliche und spirituelle Werte und hätten eine einzigartige Gelegenheit geboten, zentrale Themen wie den Schutz des Lebens und die Heiligkeit der Sakramente in den Mittelpunkt zu rücken. Die Organisation hinter dem Hungertuch, Misereor, hat allerdings entschieden, sich ausschließlich auf die Themen Klimawandel, Krieg und soziale Ungerechtigkeit zu fokussieren. In den begleitenden Materialien – Arbeitshefte, DVDs, Andachtsunterlagen – wird der Fokus nahezu ausschließlich auf diese globalen Herausforderungen gelegt.
Zweifellos gibt es Krisen globaler Art, die von großer Bedeutung sind und unsere Aufmerksamkeit verdienen. Jedoch erscheint es als eine verpasste Chance, dass eine Initiative, die in der katholischen Tradition verwurzelt ist, nicht explizit das Thema Lebensschutz adressiert hat. Dieses Element ist zentral für das christliche Verständnis von Heiligkeit und Unverfügbarkeit des Lebens.
Die Fokussierung auf globale und sozio-ökologische Krisen – so wichtig sie auch sein mögen – sollte nicht dazu führen, dass die fundamentale Bedeutung der Heiligkeit jedes menschlichen Lebens in den Hintergrund rückt. In einer Zeit, in der die Würde des Lebens von verschiedenen Seiten herausgefordert wird, ist es umso wichtiger, dass christliche Gemeinschaften ihre Stimme erheben, um das Bewusstsein für diese zentralen Werte zu schärfen.
Die Fragen, die das Hungertuch aufwirft, sind fundamental und warten noch auf eine angemessene Antwort. Es ist bedauerlich, dass diese nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie in einer christlichen Kontemplation verdienen würden. Es bleibt zu hoffen, dass in zukünftigen Jahren die Themenbehandlung eine breitere Palette von Anliegen umfassen wird, die sowohl weltliche Herausforderungen als auch die unmittelbaren Anliegen der Kirche, wie den Schutz des ungeborenen Lebens und die Feier der Eucharistie, reflektiert. Das Hungertuch, das in so vielen Kirchen während der Fastenzeit ausgestellt wird, könnte so eine wertvolle Gelegenheit bieten, das Bewusstsein für die Heiligkeit des Lebens zu schärfen und eine tiefere spirituelle Auseinandersetzung mit den Fragen unserer Zeit zu fördern.
Weitere Infos: Webseite zur Aktion
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