Kristijan Aufiero: Warum der Schutz ungeborener Kinder global in Gefahr ist
Interview mit dem Gründer von 1000plus
Kristijan Aufiero, Gründer von 1000plus, spricht über den globalen Angriff auf ungeborenes Leben und den zunehmenden Druck auf Schwangere in Not. Im Interview mit dem CNA-Deutsch-Autor Alexander Folz beleuchtet er die alarmierenden Zahlen der weltweit größten Abtreibungsorganisation International Planned Parenthood Federation (IPPF), politische Entwicklungen in Deutschland und die Bedeutung von konkreter Hilfe für Frauen im Schwangerschaftskonflikt.
Herr Aufiero, laut dem neuesten Bericht hat die IPPF weltweit 222,4 Millionen „Dienstleistungen“ im Bereich der „sexuellen und reproduktiven Gesundheit“ erbracht. Darunter fallen mehr als 5,9 Millionen „Dienstleistungen“ im „Zusammenhang mit Abtreibungen“, einschließlich 614.297 direkter Abtreibungen. Was sagt diese enorme Zahl Ihrer Meinung nach über den aktuellen Stand des Lebensschutzes weltweit aus?
Wir haben es mit einem groß angelegten Angriff auf das Leben zu tun: Auf das Leben ungeborener Kinder, und damit untrennbar verbunden auch auf das Wohlbefinden Schwangerer in Not. Denn mit einer massiven Ausweitung der Abtreibung geht stets auch das Phänomen der massenhaft unterlassenen Hilfeleistung gegenüber schwangeren Frauen und ihren Familien einher.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Gesetzentwurf, mit dem eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten derzeit versucht, die Legalisierung der Abtreibung in Deutschland durchzusetzen. Nach diesem Entwurf sollen Abtreibungen bis zur 12. Schwangerschaftswoche komplett legalisiert und von der Krankenkasse bezahlt werden. Dem gegenüber enthält dieser Entwurf jedoch nicht ein einziges Hilfsangebot und nicht eine einzige Maßnahme der konkreten Unterstützung für Schwangere in Not und ihre Familien, die sich für ihr Kind entscheiden wollen.
Anhand dieses deutschen Beispiels sehen wir, wie es um den Lebensschutz weltweit bestellt ist: Organisationen wie Planned Parenthood sind dabei, den Weg zu immer mehr und zu immer schnelleren Abtreibungen zu ebnen. Gleichzeitig werden Schwangere in Not, ihre ungeborenen Kinder und ihre Familien ihrem Recht auf „HILFE statt Abtreibung“ und damit der fairen Chance auf eine echte Entscheidung beraubt. Wir haben es mit einem dramatischen Angriff auf die Menschenwürde und auf die Zukunft unserer Zivilisation zutun. Und ich glaube, wir können mittlerweile auch besser verstehen, warum Papst Johannes Paul II. in den 1990er-Jahren angesichts der bereits damals forcierten globalen Abtreibungsagenda davor warnte, die Zukunft der Menschheit stehe auf dem Spiel.
Die ehemalige Ampelregierung, bestehend aus SPD, Grünen und FDP, hat die Zuschüsse an die IPPF unter dem Titel „feministische Entwicklungspolitik“ von 12 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 15,5 Millionen Euro im Jahr 2023 erhöht. Insgesamt hat die IPPF vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für die Jahre 2012 bis 2021 – also auch unter der CDU-geführten Regierung Merkel – Zuwendungen in Höhe von 81,1 Millionen Euro erhalten. Wie bewerten Sie die Priorisierung der Mittelverwendung durch die Bundesregierung vor dem Hintergrund drängender nationaler Herausforderungen wie Inflation und steigende Energiekosten?
Die von Ihnen angesprochene Priorisierung orientiert sich meiner Einschätzung nach nicht an den Sorgen und Nöten der deutschen Bevölkerung. Dass Deutschland grundsätzlich Entwicklungshilfe leistet, ist dabei aus meiner Sicht nicht das Problem – noch gehören wir als Industriestaat schließlich zum reicheren Teil dieser Welt, der in der Lage dazu ist. Klar ist aber auch: Die Subventionierung von Organisationen, die weltweit für eine Ausweitung der Abtreibung sorgen und damit eine Kultur des Todes ausbreiten, als „Entwicklungspolitik“ zu deklarieren, ist zynisch.
Zu den von Ihnen angesprochenen nationalen Herausforderungen, die gleichzeitig drohen, in den Hintergrund zu geraten, würde ich gerne noch eine weitere nationale Herausforderung von äußerster Tragweite nennen, die in diesem Zusammenhang meines Erachtens eine große Rolle spielt:
Die massenhafte Abtreibung ist eine ganz entscheidende Ursache der demografischen Krise in der westlichen Welt. Aufgrund der Abtreibungen in den letzten 50 Jahren fehlen mindestens 10 Millionen Menschen allein in Deutschland – mit allen fatalen Folgen für unsere Volkswirtschaft und für unser Sozialversicherungssystem.
Bis heute fehlt der politische Wille, Maßnahmen zu ergreifen, um Schwangeren in Not und ihren Familien die Rahmenbedingungen und die Hilfen zur Verfügung zu stellen, die sie bräuchten, um sich für das Leben ihrer ungeborenen Kinder zu entscheiden. Dass die Bundesregierung stattdessen Organisationen fördert, die für noch mehr Abtreibungen sorgen, ist grotesk.
Die IPPF propagiert Begriffe wie „reproduktive Rechte“ und „Selbstbestimmung“. Wie kontert 1000plus dieses Narrativ angesichts der Tatsache, dass jährlich Millionen ungeborener Kinder ihr Leben verlieren?
Uns ist in über 15 Jahren 1000plus-Profemina noch keine einzige Schwangere begegnet, die im Zusammenhang mit einer Abtreibung von ihren „reproduktiven Rechten“ gesprochen hätte. Wir haben auch keine Schwangere erlebt, die eine Abtreibung als emanzipatorischen Akt der „Selbstbestimmung“ verstanden hätte. Das alles sind nur von Ideologen ausgedachte Phrasen. Die Wirklichkeit ist diese: Frauen entscheiden sich fast immer aus Verzweiflung für eine Abtreibung. Keine von ihnen findet ihre Abtreibung „toll“, „feministisch“ oder „emanzipatorisch“. Das ist alles Unfug. Das Problem sind äußere Umstände oder der Partner, der sie ultimativ vor die Wahl stellt, sich zwischen ihm oder dem Kind zu entscheiden.
Wir können den Narrativen der Abtreibungslobby somit „nur“ die Erfahrungswerte der weltweit größten nichtstaatlichen Beratungsorganisation für Schwangere in Not und damit die Realität von Millionen Frauen weltweit entgegenhalten, die in den vergangenen 15 Jahren dank 1000plus-Profemina Information, Beratung und Hilfe erhalten haben. Und diese Frauen lehren uns, dass äußerer Druck durch Umstände und Personen die häufigste Ursache eines Schwangerschaftskonflikts und der Entscheidung für eine Abtreibung ist.
Ein entscheidender Gesichtspunkt sollte in diesem Zusammenhang auch beachtet werden: So lauthals sich Abtreibungs-Aktivsten und Pro-Choice-Politiker für die angeblichen Rechte von Frauen im Schwangerschaftskonflikt einsetzen, so wenig helfen sie Schwangeren in Not konkret. Kompetente Informationen, die über den schnellstmöglichen Weg zur Abtreibung hinausgehen; bestmögliche Beratung, die sich alle Zeit der Welt nimmt; konkrete Hilfe, die beispielsweise auch finanziell effektiv hilft, sich für das Kind zu entscheiden – wenn es darum geht, werden Schwangere in Not von all jenen im Regen stehen gelassen, die letztendlich einfach nur immer mehr Abtreibungen wollen.
Nein, diese Schwangeren, diese Kinder, diese Familien haben nur uns – das heißt all die Menschen, die sich für das Leben jedes Menschen von seiner Empfängnis an einsetzen. Lassen Sie uns daher gemeinsam so viele Frauen und Kinder vor einer Abtreibung bewahren, wie es uns möglich ist!
Die IPPF hat 2023 politischen Einfluss auf 115 Gesetzesänderungen weltweit genommen. Welche Ansätze sehen Sie, um diesem Einfluss als Pro-Life-Bewegung effektiv entgegenzutreten?
Angesichts des großen weltweiten Einflusses der Abtreibungslobby fühlt sich das, was eine Pro-Life-Organisation wie 1000plus tun kann, oftmals wie der Kampf Davids gegen Goliath an. Ich glaube aber, dass wir der Abtreibungslobby gegenüber einen entscheidenden Vorteil und damit die Möglichkeit haben, sehr viele Schwangere in Not und ihre ungeborenen Kinder vor einer Abtreibung zu bewahren: Ich bin davon überzeugt, dass es den Menschen, die wirklich auf der Seite des Lebens stehen, eben tatsächlich um diese Frauen, diese Kinder und diese Familien geht. Wie gesagt – ein vergleichbares Engagement oder eine vergleichbare Hilfsbereitschaft kann ich bei den Abtreibungsaktivisten und Pro-Choice-Politikern aus meiner Erfahrung heraus nicht erkennen.
Für die politische Einflussnahme ist es darüber hinaus wichtig, dass wir alle gemeinsam unsere Stimme erheben und Zeugnis vor der Geschichte ablegen. Unabhängig davon, ob wir dadurch Gesetze verhindern oder nur aufschieben können, sind wir dazu aufgerufen, nachfolgenden Generationen das Beispiel dafür zu geben, dass es zu jeder Zeit Menschen gibt, die unbeugsam für das Recht einstehen. Als 1000plus begleiten wir genau aus diesem Grund die momentane politische Debatte in Deutschland mit unserer Petition „HILFE statt Abtreibung“, der man sich im Internet unter 1000plus.net/petition anschließen kann.
Ich bin davon überzeugt, dass wir nachfolgenden Generationen dieses Zeugnis schulden. Ein Zeugnis, welches das Bewusstsein für die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Menschenwürde in eine Zeit hinüber rettet, in der wieder „HILFE statt Abtreibung“ die ganz selbstverständliche Antwort für die Sorgen Schwangerer in Not und ihrer Familien sein wird. Letztlich ist der Vergleich zum Kampf Davids gegen Goliath ja auch durchaus ermutigend. Denn wir wissen ja, wer diesen Kampf dank Gottes Hilfe schließlich gewonnen hat!
Helfen Sie Schwangeren in Not und ihren Babys
Täglich stehen Frauen verzweifelt vor der Entscheidung: Abtreibung oder Baby? Stellen Sie sich an die Seite dieser Frauen und helfen Sie ihnen, sich für ihre Babys zu entscheiden.
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Kommentare
Klaus Böttcher
Danke für Ihr angagiertes Handeln!!!