Doku „Ungewollt schwanger“: Ein globales Phänomen mit individuellen Geschichten

„Power Women“

17.10.2024

ungewollt schwanger
Frau negativ überrascht von einem Schwangerschaftstest (Symbolbild) Copyright by IMAGO / Panthermedia

Der Dokumentarfilm „Ungewollt schwanger“ unternimmt eine Reise durch verschiedene Kulturen und Länder, in denen Frauen ihre Geschichten über ungewollte Schwangerschaften erzählen. Dabei beleuchten die Filmemacher nicht nur die individuellen Schicksale, sondern auch die komplexen sozialen, familiären und kulturellen Faktoren, die das Leben dieser Frauen bestimmen. 

Die Filmemacher, die sich als Teil der Interessen-gemeinschaft Power Women verstehen, sind eine Gruppe von Männern und Frauen, die dem Leben gegenüber total positiv eingestellt sind. Ihr Anliegen ist es, das Bewusstsein für die Herausforderungen und Chancen, die mit einer plötzlichen Schwangerschaft einhergehen, zu schärfen. Dabei geht es ihnen darum, dass alle Informationen und Entscheidungsmöglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben ohne ideologische Einschränkungen bedacht werden. Sie betonen, dass ungewollt schwangere Frauen in erster Linie Unterstützung und Bestätigung durch ihr Umfeld erfahren sollten und keine vorschnellen oder fixfertigen Lösungen angeboten werden.

Schon in den ersten Szenen des Films wird deutlich, dass ungewollte Schwangerschaften ein globales Phänomen sind, das in fast allen Gesellschaften vorkommt. Der Film nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise nach Ruanda, China, Brasilien und in die Schweiz und zeigt eindrücklich, wie unterschiedlich - und doch in vielen Aspekten ähnlich - die Reaktionen auf eine ungewollte Schwangerschaft sind.

Ruanda: Traditionen und gesellschaftlicher Druck

In Ruanda, einem Land, in dem traditionelle Geschlechterrollen tief verwurzelt sind, trifft der Film auf Jackie, eine junge Frau, die nach ihrer Schwangerschaft von ihrem Partner verlassen wurde. Diese Erfahrung brachte nicht nur sie, sondern auch ihre Familie in grosse Verlegenheit. Uneheliche Schwangerschaften gelten in der ruandischen Gesellschaft als grosses Tabu, viele Frauen werden deshalb von ihren Familien verstossen: „Man wirft die junge Frau raus. Ich frage mich, warum nicht der Mann, denn die Frau wird ja nicht von alleine schwanger“, sagte eine andere Frau aus Ruanda, und verdeutlichte damit die tief verwurzelte Ungleichbehandlung der Geschlechter. Jackie, die nun allein für ihren Sohn Serge sorgt, muss gegen die gesellschaftliche Ächtung ankämpfen, die ihr auferlegt wurde.

China: Staatliche Vorgaben und der Druck der Gesellschaft

Doch das Problem des gesellschaftlichen Drucks ist nicht nur auf Afrika beschränkt. Auch in China zeigt der Film, dass kulturelle Normen und staatliche Vorgaben das Leben von Frauen nachhaltig prägen. Die langjährige Ein-Kind-Politik hat tiefe Spuren hinterlassen. Im Film berichten Frauen von Abtreibungen, die sie vorgenommen haben, um ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren oder den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Die Erzählung einer Frau, die innerhalb von zwei Jahren zweimal abgetrieben hat, zeigt, wie tief diese Entscheidungen im sozialen Gefüge verankert sind. Auch heute, nach dem Ende der Ein-Kind-Politik, ist Abtreibung in China gesellschaftlich fest verankert. 

Die kulturelle Bedeutung der Familienplanung und der starke Druck, unter dem Frauen stehen, führen dazu, dass viele ihre Schwangerschaft abbrechen - oft mit langfristigen emotionalen Folgen. Eine Krankenschwester berichtet: „Als Krankenschwester treffe ich bei meiner Arbeit immer wieder Leute, die eine Abtreibung hinter sich haben und später Mühe haben, schwanger zu werden. Es zerbrechen daran sogar ganze Familien.“

Die Schweiz: Junge Mütter und gesellschaftliche Vorurteile

In der Schweiz begleitet der Film Alba und ihren Partner, die mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert werden, als Alba erst 17 Jahre alt ist. Die junge Frau beschreibt die Zweifel und den gesellschaftlichen Druck, mit dem sie konfrontiert war: „Ich dachte, dass es normal sei, dass ich mit 17 Jahren die Freiheit habe, für mich selbst zu entscheiden.“ 

Doch die Realität sah anders aus. Viele Menschen in ihrem Umfeld, einschliesslich ihrer Lehrer und Berater, rieten ihr, die Schwangerschaft abzubrechen, da sie „zu jung“ sei, um ein Kind grosszuziehen. Doch Alba und ihr Partner Tchibo entschieden sich trotz der negativen Reaktionen für das Kind. Ihre Geschichte verdeutlicht, dass junge Mütter oft gegen gesellschaftliche Vorurteile und Klischees kämpfen müssen, um ihre eigene Entscheidung zu verteidigen.

Der Film zeigt auf, wie tief verwurzelt Klischees und Vorurteile gegenüber jungen Müttern in vielen Gesellschaften sind. Viele Frauen, die sich trotz negativer Einflüsse für ihre Schwangerschaft entscheiden, fühlen sich isoliert und stigmatisiert. 

Brasilien: Unzureichende Aufklärung

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Geschichte von Ines aus Brasilien. Nachdem sie ungewollt schwanger wurde und von ihrem Partner verlassen wurde, war sie zunächst unsicher, ob sie das Kind behalten sollte. In ihrer Not wandte sie sich an eine 85-jährige Freundin, die sie dazu ermutigte, das Baby zu behalten. Ines entschied sich schliesslich, ihren Sohn Pablo zur Welt zu bringen, und beschreibt rückblickend ihre Entscheidung als die richtige für sich selbst. „Ich bin heute glücklich, obwohl ich sehr wenig Ressourcen habe. Ich liebe meine Kinder und meinen Partner.“

In Brasilien zeigte der Film ein weiteres, wichtiges gesellschaftliches Problem auf: Die hohe Zahl der Abtreibungen in informellen und oft unsicheren Bedingungen, weil junge Menschen nicht ausreichend über Schwangerschaft aufgeklärt werden. Vera, eine der Protagonisten, erklärte, dass die Darstellung von Sexualität in den Medien oft einseitig sei und junge Frauen nicht auf die Verantwortung vorbereitet würden, die eine Schwangerschaft mit sich bringe.

Eine besonders berührende Szene des Films zeigte die Geschichte von Chuck, einer jungen Frau aus Israel, die mit 17 ungewollt schwanger wurde. Obwohl sie einen Termin für eine Abtreibung vereinbart hatte, entschied sie sich im letzten Moment dagegen. Sie berichtete, dass sie sich dem massiven Druck ihrer Umgebung widersetzte: „Die Sozialarbeiterin sagte, ich solle abtreiben. Auch nach der Geburt kam sie mit einem Formular für eine Adoption. Doch ich habe mich entschieden, mein Kind zu behalten.“

Der Film „Ungewollt schwanger“ wirft in seiner Gesamtheit eine wichtige Frage auf: Haben Frauen, die ungewollt schwanger werden, wirklich eine freie Wahl, oder beeinflusst der gesellschaftliche Druck ihre Entscheidung massgeblich? 

Dabei werden nicht nur individuelle Geschichten gezeigt, sondern auch strukturelle Probleme wie die mangelnde Unterstützung für junge Mütter oder die einseitige Beratung in Schwangerschaftskonflikten offengelegt. Eine der Schlüsselaussagen des Films lautet: „Frauen brauchen Unterstützung von anderen Menschen, besonders von anderen Frauen. Sie müssen wissen, dass jemand zu ihnen steht.“

Profemina ist die Lösung für Schwangere in Not weltweit

Der Film zeigt eindrucksvoll, wie Frauen in verschiedenen Teilen der Welt mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert werden, wenn sie ungewollt schwanger werden. Diese Problematiken sind auch uns bei 1000plus aus unserer langjährigen Profemina-Beratungsarbeit wohl bekannt. Mit mehr als einer halben Million Beratungen weltweit haben wir gelernt, wie wichtig es ist, Frauen dabei zu unterstützen, eine freie und selbstbestimmte Entscheidung zu treffen.

Das 1000plus finanzierte Profemina-Beratungsangebot steht in mehreren Sprachen – Deutsch, Englisch, Portugiesisch und Französisch – zur Verfügung, und 1000plus arbeitet daran, es auf weitere Sprachen auszuweiten, um noch mehr Frauen weltweit erreichen zu können. Frauen in Not brauchen Zugang zu neutraler Information, respektvoller Beratung und praktischer Hilfe, um die bestmögliche Entscheidung für sich und ihr Kind zu treffen.
Der Film „Ungewollt schwanger” regt zu einem wichtigen gesellschaftlichen Dialog an und fordert dazu auf, Frauen in Schwangerschaftskonflikten nicht allein zu lassen. Genau hier setzt die Arbeit von Profemina an. Wir möchten, dass Frauen weltweit Zugang zu unserer Beratung erhalten, damit sie die Freiheit haben, sich frei und selbstbestimmt für ihr Baby zu entscheiden. Helfen Sie uns, dieses Angebot international zu verbreiten und Frauen auf der ganzen Welt zu unterstützen.

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