Ifo Institut: Zahl der Geburten in mitteldeutschen Bundesländen sinkt dramatisch
Neue Studie
DRESDEN - Die Zahl der Geburten in den östlichen Bundesländern ist in den vergangenen Jahren um ein Viertel zurückgegangen.
Laut neuen Berechnungen des ifo Instituts in Dresden sanken die Geburtenzahlen in den mitteldeutschen Flächenländern von fast 110.000 im Jahr 2016 auf unter 80.000 im Jahr 2023. Studienautor Joachim Ragnitz führt dies zum einen auf die weniger werdenden Frauen im gebärfähigen Alter zurück.
Allerdings müsse es noch weitere Gründe geben, so der stellvertretende Geschäftsführer der Niederlassung Dresden des ifo Instituts.
Denn während die Geburten der jüngeren Frauen gegen den Trend prozentual zugenommen haben, gingen jene von Frauen über 30 Jahre deutlich zurück, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in den Jahren 2022 und 2023.
Eine mögliche Ursache dafür könnte der Geburtenabstand sein, meint Ragnitz. Dieser betrage beim ersten auf das zweite Kind 3,1 Jahre, und beim zweiten auf das dritte Kind sogar 3,6 Jahre.
Da es 2021 mehr Geburten als erwartet gegeben habe, sei es daher nur logisch, dass diese Frauen 2022 oder 2023 kein weiteres Kind zur Welt gebracht hätten. „Verstärkend kommt hinzu, dass im Jahr 2021 vor allem die Zahl der Geburten eines zweiten bzw. dritten Kindes stark angestiegen ist, so dass bei einer durchschnittlich gewünschten Kinderzahl von 1,8 Kindern je Frau hier offenbar geplante Geburten vorgezogen wurden, die dann in den Folgejahren fehlten.“
Dies allein könne den Geburtenrückgang aber nicht vollständig erklären, betont der Wirtschaftswissenschaftler: „Eine wichtige Ursache dürften die Krisen der letzten Jahre sein, die zu einer erhöhten Verunsicherung gerade bei jüngeren Menschen beigetragen haben dürften.“
Er nennt etwa die „langandauende Corona-Pandemie“ sowie den Angriffskrieg Russlands auf die Urkaine und die darauffolgende Verteuerung der Energie und anderer Preise. „Für diese Erklärungen spricht, dass ein Geburtenrückgang nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern beobachtet werden konnte, denn die genannten Krisen hatten weltweite Auswirkungen.“
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