Wann beginnt das menschliche Leben?

Ein häufiges Argument von Abtreibungsbefürwortern lautet: Das menschliche Leben beginne noch nicht bei der Befruchtung, sondern erst später, wenn beim Embryo oder Fötus eine bestimmte Eigenschaft vorhanden sei. Als Kriterium werden dabei Herzschlag, Empfindungsfähigkeit, Hirnströme oder Schmerzfähigkeit genannt. In den ersten Wochen oder Monaten könne der Embryo oder der Fötus deshalb nicht als menschliches Leben bezeichnet werden. Für manche Abtreibungslobbyisten beginnt das menschliche Leben mit allen rechtlichen Konsequenzen sogar erst nach der Geburt.  

 

Wie sieht eine Pro-Life-Perspektive auf diese Frage aus?

Eigenschaften wie ein vorhandener Herzschlag, Bewusstsein, Hirnströme, Erinnerungsvermögen, kognitive Fähigkeiten, Schmerzfähigkeit oder Interessen zeigen den Grad der Entwicklung eines Kindes. Manche davon werden bereits eindeutig vor der Geburt erworben. Diese Merkmale sind jedoch als Kriterien für den Beginn des menschlichen Lebens nicht geeignet. Denn der Zeitpunkt ihres Auftretens ist teilweise nicht genau bestimmbar, und die Entwicklung dieser „Kriterien“ ist eine Frage der Zeit, die allmählich und nicht sprunghaft verläuft.

Die Behauptung, menschliches Leben beginne erst mit oder nach der Geburt, ist nicht stichhaltig. Denn das würde heissen, der Aufenthaltsort eines Babys – ob innerhalb oder ausserhalb des Mutterleibs – wäre entscheidend dafür, ob dieses Baby ein Mensch ist. Der Geburtskanal würde dieser Logik zufolge ein nicht menschliches und nicht lebendes Baby auf geradezu „magische Weise“ in einen lebenden Menschen verwandeln.

Etwa 95 Prozent der Biologen halten im übrigen die Empfängnis für den eindeutigen Beginn des menschlichen Lebens (1). „Es ist wissenschaftlich korrekt zu sagen, dass ein individuelles menschliches Leben mit der Empfängnis beginnt“, bestätigt beispielsweise auch Professor Matthews-Roth aus Harvard.

 

(1) Jacobs, Steven and Jacobs, Steven, Biologists' Consensus on 'When Life Begins' (July 25, 2018). Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=3211703 or http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3211703